Fadengrafik auf Papier

Heute sind die Stoffspielereien zu Gast bei Ines vom Blog Nähzimmerplaudereien, die sich das Thema „Nähen auf Papier“ ausgesucht hat. Ich habe etwas zum Thema „Fadengrafik“ ausprobiert.

Fadengrafiken findet man auf Papier (meist als Grußkarten) oder um in Holz geschlagene Nägel gewickelt. Ich habe auf einem Pinterest-Board ein paar Beispiele gesammelt, die mich sehr angesprochen haben, weil sie sehr geometrisch sind.

Grundsätzlich könnte man sich ein Bild nehmen, den Umriss punktieren und die Punkte dann durch Linien bzw. Fäden verbinden. Diese eher computerlastige Anleitung zeigt, wie man so ein Projekt im kostenlosen Programm inkscape realisieren kann. Von der TU Chemnitz gibt es eine beliebte Seite und Anleitung mit Vorlagen für Weihnachtskarten zum Herunterladen, und auch auf dieser Seite werden einige Vorlagen und Ideen zur Verfügung gestellt, falls Du das rasch und unkompliziert ausprobieren möchtest.

Für diese Stoffspielereien war mein Anliegen, die mathematischen Grundlagen hinter Fadengrafiken zu verstehen, damit ich relativ leicht eigene geometrische Muster entwerfen kann. Lange Zeit ist mir kein zündender Gedanke gekommen. Sehr spät habe ich eine sehr anschauliche Anleitung zum Entwerfen eigener Muster (auf Englisch) entdeckt: Das ist genau die Sorte Anleitung, nach der ich gesucht habe! Und auf die werde ich auch noch zurückkommen.

In der Zwischenzeit hat mir aber der Göttergatte (der sich mit Grafikprogrammen sehr viel besser auskennt als ich) eine Vorlage zum Probieren entworfen: Einen Kreis, der in 72 Segmente zu je 5 Grad unterteilt ist. (Mit Klick aufs Bild kannst Du Dir diese Kreisvorlage als PDF herunterladen, wenn Du auch ein bisschen herumprobieren möchtest.)

Mit Bleistift und Lineal habe ich zunächst am Papier ausprobiert: Was passiert, wenn man die Punkte im Kreis herum mit unterschiedlichen Abständen verbindet? Wenn man kürzere Abstände verwendet, wird der Rahmen recht schmal. Je größer die Abstände, desto mehr wird das Muster zum Stern. In der nachfolgenden Abbildung habe ich links je 2 Punkte miteinander verbunden, die 20 Punkte Abstand hatten. Rechts je 30 Punkte Abstand.

Man muss aber nicht immer nur einen Punkt weitergehen, es gibt auch die Möglichkeit, bei der Einstichstelle jeweils einen Punkt weiterzugehen und bei der Ausstichstelle 2 Punkte, dann wird der Fächer etwas weiter auseinandergezogen.

Ich habe noch lang nicht alle Möglichkeiten durch, aber irgendwie ist es mir auch langweilig geworden, und ich habe zwei der Muster als Stickerei umgesetzt.

Die Löcher habe ich mit einem japanischen Bastel-Utensil gestochen, das ich vor Jahren bei Manufactum bestellt habe. Auf dem Bild oben ist es zerlegt: Es ist speziell für diverse feine Papierarbeiten gedacht und beinhaltet ein sehr scharfes kleines Tapetenmesser, eine Spitze zum Stechen, sowie zwei abgerundete Enden, mit denen man frottieren kann.

Die zwei Motive habe ich auf dunkelgrünem Papier (160g/m2) mit Metzler Metalllic Garn in Gold und Silber gestickt. Der Faden ist schön flexibel, damit lässt es sich wunderbar arbeiten.

Die fertigen Motive werde ich noch auf Postkarten aufkleben und zu Weihnachten verschicken. Der Faden glitzert so schön!

Nachtrag: Weitere Postkarten habe ich direkt auf Klappkarten gestickt. Die Rückseite der Stickerei, wo die Fadenenden mit Klebeband gehalten werden, habe ich mit einem Stück Geschenkpapier versteckt, so wie auf den folgenden Bildern:

Jetzt bin ich gespannt, was die anderen Stoffspielerinnen sich heute zum Thema einfallen lassen haben! Ines vom Blog Nähzimmerplaudereien sammelt die Ergebnisse, schaut mit mir rüber zu ihr!

Nach unserer Weihnachtspause geht es Ende Januar weiter mit den Stoffspielereien bei Siebensachen zum Thema „Textiler Schmuck“. Vielleicht fällt Dir dazu etwas ein, dann mach doch einfach mit! In der Zwischenzeit wünsche ich viel Freude beim Anfertigen der einen oder anderen Weihnachtskarte!

Die Stoffspielereien

Mach mit, trau dich, sei dabei! Die Stoffspielereien sind offen für alle, die mit Stoff und Garn etwas Neues probieren wollen. Es geht ums Experimentieren und nicht ums Perfektsein, denn gerade aus vermeintlich „misslungenen“ Experimenten können wir im Austausch jede Menge lernen. Lass dich gerne vom monatlich vorgegebenen Thema inspirieren und zeig deine Ideen dazu.

Jeden letzten Sonntag im Monat sind die Stoffspielereien zu Gast bei einer anderen Bloggerin. Dabei kommen wir ohne Verlinkungstool aus: Schreib einfach einen Kommentar mit dem Link zu deinem Beitrag im jeweiligen Blogpost der Gastgeberin. Sie fügt die Links im Lauf des Tages in ihren Beitrag ein – ganz persönlich und individuell.

Bist du nächstes Mal auch dabei?

Die nächsten Termine:

26.01.2020: „Textiler Schmuck“ bei Siebensachen
23.02.2020: „XXL“ bei bimbambuki
29.03.2020: „Draht und Stoff“ bei Nahtlust
26.04.2020: „Visible Mending“ bei 123-Nadelei
31.05.2020: „Blumen“ bei Petersilie & Co
28.06.2020: „Monogramme“ bei made with Blümchen
Sommerpause
27.09.2020: „Texturen aus der Natur“ bei Schnitt für Schnitt
25.10.2020: „Textile Behältnisse“ bei Feuerwerk by kaze
29.11.2020: (Thema noch offen) bei Nähzimmerplaudereien

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien, die schon seit 2012 laufen, findest Du auf stoffspielereien.net. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.

25 Kommentare zu „Fadengrafik auf Papier“

    1. Ach, so eine Zahnradschablone, das wäre auch ein tolles Spielzeug für mich. Ich mag einfach alles, was sehr grafisch und ein bisschen mathematisch angehaucht ist! Liebe Grüße, Gabi

  1. Ah, noch einmal Fadengrafik! Deine Kreise sind so toll! Haben etwas Magisches. Deine Vorlagen werde ich mir auf jeden Fall mal sichern. Und meinen Mann frage ich, was die Mathematik dazu sagt; ich habe so das Gefühl …
    LG
    Siebensachen

    1. Ja, noch einmal Fadengrafik, aber spannend, wie unterschiedlich wir die jeweils umgesetzt haben, findest du nicht? Du machst mich neugierig: Was sagt denn Dein Mann, dass die Mathematik zu dem Thema sagt? lg, Gabi

    1. Danke, liebe Karin, mir gefällt diese Technik auch unheimlich gut! Ich hatte dann einen kleinen Lauf und habe noch ein paar weitere Weihnachtskarten gestickt… Liebe Grüße, Gabi

  2. Liebe Gabi,
    oh, vielen Dank für diese schönen Beispiele und die Hinweise auf verwendetes Material und Werkzeug. Ich suchte noch nach einer Idee für meine diesjährigen Weihnachtskarten, und da ist sie! Sogar geeignetes Material wird sich in meinen Vorräten finden.
    Soweit ich sehen kann, hast Du das nicht als Klappkarte gearbeitet.
    Kommt da noch eine weisse Seite für den Text dazu?
    Liebe Grüße
    Tyche

    1. Du hast Recht, für diese Karte wollte ich – weil Probekarte – noch keine Klappkarte verwenden. Der Plan ist, das Blatt mit der Stickerei außen auf eine Klappkarte draufzukleben. Wenn die hell genug ist, kann ich mir das weiße Papier zum Schreiben der Grüße sparen. Weitere Kartenexemplare, die in der Zwischenzeit entstanden sind, habe ich auf Klappkarten gestickt und die Rückseite mit den Fäden und dem Klebeband mit jeweils einem Stück Geschenkpapier versteckt. Die Bilder dazu werde ich oben ergänzen. Liebe Grüße, Gabi

  3. Liebe Gabi,
    wow, die gefallen mir, deine graphischen Muster! Im letzten JAhr habe ich mir auf der NAdelwelt einen Notenschlüssel (Bastelbox) gekauft, der in dem Stil gearbeitet wird – das muss ich jetzt doch unbedingt einmal probieren!
    Danke fürs Zeigen (und Erinnern!)
    LG
    CHristiane

  4. Schön sind deine Karten geworden! Da hat man wirklich unendlich viele Variationsmöglichkeiten.
    Deine Links kommen mir wirklich gerade recht. Ich habe mich gemeldet, um mit den Kindern in der Grundschule für den Weihnachtsmarkt zu basteln, und mir schweben genau solche Fadengrafik-Karten vor. Ich werde nächste Woche mal testen, wie fix das geht, aber wenn ich die vorgestochenen Karten mitbringe, sollte das von Dritt- und Viertklässlern doch zu schaffen sein, oder was meinst du? Liebe Grüße Christiane

    1. Liebe Christiane, jetzt bin ich viel zu spät mit dem Kommentieren, und Deine Aktion mit Weihnachtsmarkt-Karten mit den Kindern hat wahrscheinlich schon stattgefunden, oder? Ich denke schon, dass Dritt- und Viertklässler das schaffen könnten. Die einzige Schwierigkeit könnte sein, den Faden zwischen Einstich und Ausstich schön straff gespannt zu halten, da muss man zusätzlich ein wenig halten. Welche Erfahrungen hast du in der Zwischenzeit damit gemacht? Liebe Grüße, Gabi

  5. Absolut faszinierend, immer wieder. Das ist tatsächlich eine tolle Idee für Weihnachtskarten, ich könnte mir das auch gut als DIY-Kit mit Anleitung für den Nikolausstiefel vorstellen 🙂

    1. Liebe Martina, das mit dem DIY-Kit für den Weihnachtsstiefel merke ich mir fürs nächste Jahr! Feine Idee, und seit gestern habe ich sogar einen Shop… Liebste Grüße, Gabi

  6. Mega sieht das aus, richtig stark! Ich mag solche Fadenspiele ja auch gerne, aber für diese Feinarbeit fehlt mir oftmals die Geduld – und vor allem die Logik. Alleine würde ich das nie hinbekommen! Wahnsinn. Silber und Gold sehen sehr edel aus und sind ein tolles Weihnachtsgeschenk. LG. Susanne

  7. Hi Gabi, deine Idee hast du prima erklärt und deine vielfältigen Versuche zeigen das Potential dieser Technik. Ich nehme an, du fixierst die Fäden beim Wechsel mit Klebefolie auf der Rückseite?
    LG eSTe

    1. Danke für das feine Thema, liebe Ines! Fadengrafik wollte ich schon ganz lang mal testen. Macht mir Spaß und geht auch relativ flott, das mache ich sicher öfter. lg, Gabi

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