Spitze Winkel, flache Winkel: Streifen kreuz und quer

Zu den ersten Stoffspielereien nach der Sommerpause lädt heute 123-nadelei. Sie hat sich das Thema „Streifen“ ausgesucht, und ich habe mich an parallelen sowie kreuz-und-quer Streifen versucht.

Parallele Streifen: dick und dünn

Bei Streifen denke ich immer zuerst an Parallelen. Außerdem wollte ich mit dieser Stoffspielerei drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Nämlich meine versäumten Tischdecke-Themen „Streifen“ (Juni), „Reste“ (Juli) und „Regenbogen“ (September) auf einen Schlag erledigen. Ich habe mir dafür relativ kleine Probeflecken vorgenommen, die ich zu Matten für unsere ovalen Kaffeetabletts weiter verarbeiten kann (wie hier schon die Gesichter im Februar).

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Ich habe die Restekisten aus dem Regal geholt, wobei mir egal war ob Webware oder Jersey – ich habe gemixt, je nachdem was farblich am besten gepasst hat. Die vorsortierten länglichen Streifen habe ich auf 1×7 inch zugeschnitten, zusammengenäht und anschließend auf der Rückseite mit einem dünnen, festen Vlies bebügelt. Das verleiht den kleinen Matten mehr Stabilität. Mit dem Endergebnis bin ich ganz zufrieden, auch wenn die „Ostereier“ etwas aus der Jahreszeit fallen. Macht nichts, das nächste Osterfest kommt bestimmt!

Kreuz und quer

Viel spannender als die Parallelen finde ich aber meine zweite Streifenspielerei mit spitzen und stumpfen Winkeln. Die Inspiration hierfür kommt vom Besuch bei Ingrid Nähkäschtle, bei der ich einen Blick ins Buch „Zen Chic Inspired. A Guide to Modern Quilt Design“ von Brigitte Heitland werfen konnte. Deren Beispiel-Quilts mit wild durcheinanderen Streifen finde ich extrem cool. (Ich würde Euch gerne die ursprünglichen Bilder der Inspiration zeigen, lasse das aus Copyright-Gründen aber lieber.) Die größte Herausforderung war hier für mich das Design, das heißt die Anordnung der Streifen in einer Art und Weise, dass das Endergebnis nachher toll aussieht.

Ich habe hin und her überlegt, in welcher Reihenfolge man wohl nähen muss, damit ein wildes und dennoch geordnetes Bild rauskommt? Aber das Schönste an den Stoffspielereien ist ja, dass frau nichts falsch machen kann. Alles ist erlaubt, auch Scheitern. Also habe ich frisch drauflos improvisiert. Hier sind Streifen von 1×11 inch zum Einsatz gekommen.

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Ich habe Streifen von 1×10 inch zugeschnitten und zunächst probeweise aufgelegt. Dann habe ich den Stoff vorsichtig umgekippt, sodass die Streifen mehr oder weniger ihre Position behielten, aber spiegelverkehrt auf dem Tisch lagen. Ich habe dann Streifen für Streifen mit immer 1/4 inch Nahtzugabe eingenäht. Das führt dazu, dass die Nahtzugaben auf der Rückseite (zwei Mal 1/4 inch = 1/2 inch) genau so breit sind wie das, was vom eingefügte Stoffstück zum Schluss noch auf der Vorderseite zu sehen ist (1/2 inch). Nach jedem Streifen gut bügeln, damit die Nahtzugaben auch wirklich ganz flach liegen. Das führt weiters dazu, dass die zuvor genähten Streifen zwar später (mehrmals) unterbrochen werden, aber – wenn man beim Weiteren Zusammennähen exakt positioniert – so wirken als ob sie weiterhin durchgängig wären. War das verständlich? Wisst ihr was ich meine?

Sobald man das Prinzip verstanden hat, geht das ganz flott. Und dann ist es auch egal, ob man die Streifen in spitzen oder stumpfen Winkeln näht. Toll ist auch, dass die Stellen, an denen doch einige Lagen Nahtzugaben zusammenkommen, trotzdem nicht zu knubbelig werden.

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Diese zweite Spielerei gefällt mir mega-gut! Es ist gar nicht so schwer, aber mit einer tollen Wirkung, und ich kann mir das gut auch für ein größeres Projekt wie ein Kissen oder eine große Decke vorstellen!

So, und jetzt lasst uns schauen, was die anderen Stoffspielerinnen zum Thema „Streifen“ fabriziert haben, heute gesammelt von 123-Nadelei, die selbst einen ganz grandiosen „Fensterquilt“ fabriziert hat!

Beim nächsten Termin im Oktober ist Siebensachen Gastgeberin zum Thema „Seide“. Ui, dazu weiß ich noch gar nichts und habe glaub ich auch gar keine Seide im Stash. Aber was nicht ist, wird wohl im Verlauf des Oktober werden (müssen).

Die Stoffspielereien

Die monatliche Stoffspielerei ist eine Aktion für textile Experimente. Sie ist offen für alle, die mit Stoff und Fäden etwas Neues probieren möchten. Der Termin soll Ansporn sein, das monatlich vorgegebene Thema soll inspirieren. Jeden letzten Sonntag im Monat werden die Links mit den neuen Werken gesammelt – auch misslungene Versuche sind gern gesehen, zwecks Erfahrungsaustausch.

Die nächsten Termine:
28.10.2018: „Seide“ bei Siebensachen
25.11.2018: (Thema noch nicht fix) bei Nähzimmerplaudereien
Dezember: Weihnachtspause
27.01.2019: „Ich war einmal…“ – Upcycling-Projekte bei Textile Werke
24.02.2019: „Farbverläufe“ bei Schnitt für Schnitt
31.03.2019: „Geometrie“ bei Feuerwerk by Kaze

Einen Überblick über die bisherigen Stoffspielereien findet Ihr bei „Siebensachen zum Selbermachen“. Meine Beiträge zu den Stoffspielereien sind hier versammelt.

Außerdem verlinkt bei

Tisch, ich deck Dich!
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20 Kommentare zu „Spitze Winkel, flache Winkel: Streifen kreuz und quer“

  1. Liebe Gabi,
    die Technik hast du sehr gut erklärt, und die „Ostereier“ sehen sehr hübsch aus.
    Für ein größeres Projekt kann ich mir das auch vorstellen, daher vielen Dank für den Hinweis auf das Zusammenspiel von Streifenbreite und Nahtzugabe!
    Dicht gewebte glatte Baumwollstoffe sind stimmt am besten dafür geeignet – davon habe ich leider nur wenig in meinen Kisten. Mit Seidenresten könnte ich dir aushelfen ….
    Liebe Grüße
    Tyche

    1. Liebe Tyche, die Seidenreste kannst du ja ganz hervorragend für die Stoffspielereien jetzt im Oktober brauchen. Ich bin noch etwas ratlos, weil ich kaum Seide im Vorrat habe und auch ein bisschen Respekt vor Seide: So dünne, feine Sachen vernähe ich normalerweise nicht. Noch habe ich keine zündende Idee zum Thema, aber vielleicht wird’s ja noch. lg, Gabi

  2. DAs ist wirklich fein geworden mit den Streifen und auch so ein Projekt, die Stoffreste anzugehen. Dafür habe ich jetzt dank der Stoffspfielerei diesen Monat echt einige Anregungen bekommen – eine schöner als die andere. Fehlt mir jetzt nur noch die Zeit… lach. Gut finde ich, wie du dich hast von einem Buch inspirieren lassen und es dann zu deinem Ding geworden ist. Und diese Kisten mit systematisch geordneten Resten….?! Echt jetzt! Wow, bewundernswertes System! LG. Susanne

    1. Gell, ich bin auch ganz geflashed von den vielen tollen und so unterschiedlichen Beiträgen zu dem Thema! Jaja, Ordnen kann ich ganz gut. Demnächst werd ich mal mein Nähzimmer zeigen und ein paar meiner überaus ordentlichen Ordnungshelferleinst. 😉 Oh ich beneide Dich um die Wärme! Ich hoffe, Ihr genießt es noch so richtig. Kalt ist es dann eh den ganzen Winter lang. lg, Gabi

  3. Das musste ich jetzt zweimal lesen und anschauen, ich dachte nämlich auch erst, die Streifen sind aufgenäht. Wäre das nicht einfacher? Vor allem, wenn man eine bestimmte Anordnung beabsichtigt? Aber gut aussehen tut es allemal, und ich bin mir auch sicher, wenn die Deckchen auf den ovalen Kaffeetabletts liegen, sehen sich auch nicht mehr nach Ostereiern aus. LG Christiane

    1. Wenn man die Streifen aufnäht (appliziert), dann hat man ja eine Steppnaht oben drauf, und die vermeidet man hier. Durch das Auseinanderschneiden und Einnähen bekommen die Streifen auch eine leichte 3D-Optik, die sonst fehlen würde. (Das kommt hier auf den Bildern vielleicht nicht so gut raus.) Das letzte Experiment in schwarz-weiß gefleckten Streifen könnte ich mir z.B. als Birkenwald vorstellen. Durch Hinterlegen eines Vlieses und ein bisschen quilten kommt der 3D-Effekt noch besser raus. (Jetzt komme ich gerade gedanklich vom viel-Kleidung-Nähen im Sommer zum Patchworken und Quilten zurück.) Ach, mir schwebt schon das nächste Projekt in dieser Art vor: Wir brauchen eine neue Wärmehaube für die neue Teekanne. 😉 lg, Gabi

  4. Das ist ein schöne und schnelle Methode kleine Streifen zu verarbeiten- und ich bewundere dein systematisches Aufheben in beschrifteten Kästen.
    Jetzt werde ich beim Entsorgen kleinster Stücke immer ein schlechtes Gewissen haben 🙂

    1. Liebe Martina, brauchst kein schlechtes Gewissen haben. Ich überlege eher umgekehrt, ob ich die Reste nicht einfach wegkippe, weil ich immer nur horte und horte und viel zu selten was draus mache. Ich müsste mir mal die Zeit nehmen, mich hinsetzen und lauter gleiche Teile zuschneiden. So wie jetzt sind die Reste zwar schon grob farblich vorsortiert, aber trotzdem bin ich von solchen Haufen überfordert. Mal sehen. Wenn ich ein oder zwei einfache Muster aussuche… Ich finde Dein Jerseykleid sooo hübsch! Wenn mein Tag doch 48 Stunden hätte, dann würde ich auch endlich das lang aufgeschobene Alabama-Chanin Projekt angehen. lg, Gabi

  5. Weil Deine Deckchen oval sind hat es gleich was von Ostern.
    Freut mich, dass Du gleich mehrere Projekte erledigen konntest. So mache ich das auch gerne, manchmal kommt was spannendes dabei raus. Zunächst dachte auch ich, die Streifen sind appliziert. Auf den Rückseiten erkennt man ja dann, dass es eingenähte Streifen sind. So einer Verschiebung hatte ich auch mal und weiß, was Du meinst.
    Danke für Deine anschaulichen Tipps zur Vermeidung.
    LG Ute

    1. Danke DIR für das feine Thema! Es ist schon sehr großartig, was dieses Mal wieder an tollen, unterschiedlichen Projekten zusammengekommen ist. Ich bin gerade noch am Lesen und Kommentieren bei allen. Sehr schön. lg, Gabi

  6. Schön sind deine Streifenspielereien geworden und du hast die Wirkung bei 1inch-Streifen gut erklärt. Aber Vorsicht bei breiteren Streifen. Denn dann müsste man aus dem Hintergrundstoff einen zu berechnenden Teil ausschneiden, damit die Streifen nach einer Kreuzung ungebrochen weiterlaufen. Ich hatte diesbezüglich einen Kreuzungen sind perfekt.
    LG und einen guten Start in die Woche
    eSTe

    1. Ja, liebe eSTe, du hast natürlich vollkommen Recht: Wenn die Streifen breiter werden, muss man entweder die Nahtzugabe auch entsprechend breiter wählen, oder den Grundstoff weiter ausschneiden. Ich hatte mir überlegt, auf diese Problematik oben im Text schon hinzuweisen, hab dann aber beschlossen, dass es wahrscheinlich zu verwirrend würde. Aber gut, dass Du es erwähnst. Du hattest diesbezüglich… was? Ich habe das Gefühl, WordPress hat einen Teil deines Kommentares verschluckt, oder? lg, Gabi

  7. Beim zweiten Lesen und Öffnen der Galerie, konnte ich mir dann verstehen wie du vorgegangen bist. Das Prinzip der wilden Streifen gefällt mir sehr gut .Ich mag so klares Design sehr. Das läßt sich auch prima mit Resten verwerten.
    Bei mir nur Stoffe auf dem Tisch, mehr ist nicht passiert.
    viele Grüße, Karen

  8. Liebe Gabi, Deine Ostereier wirken toll, ich liebe solche Regenbogenfarbverläufe und kann gar nicht anders, als bunte Streifen nach dieser Farbfolge zu sortieren. Auf Euren Kaffeetabletts machen sie sich sicher das ganze Jahr über gut ? Und die Streifen-Tests nach B.Heitland mag ich auch sehr, diese wie Mikadostäbchen durcheinander fallenden Farben, sensationell!!! Du hast das gut erklärt und wenn frau die NZG und die Nährichtung einhält, müsste es klappen. Bei Dir hat es super funktioniert!!!
    Danke für’s Zeigen und ganz liebe Grüße aus Franken an Dich, Katrin

    1. Liebe Kartrin, geht mir auch so, dass sich häufig Stoffe wie von Zauberhand im Regenbogen anordnen. Mit den „Mikadostäbchen“ muss ich unbedingt noch was machen! Wir haben eine neue Teekanne, die bekommt eine neue Wärmehaube. (Mag ich lieber als Stövchen mit Teelicht) lg, Gabi

  9. Liebe Gabi,
    die zweite Variante mit den Streifen kreuz und quer finde ich super! ich hab‘ solche Anordnung schon öfters gesehen, dachte aber immer, die sind appliziert (sind vermutlich auch welche). Aber mit Deiner Methode gefällt mir das viel viel viel besser. Muss ich unbedingt mal ausprobieren. Und natürlich irgendwann wieder bei Dir von den tollen Kaffeeuntersetzern Kaffee trinken.
    Liebe Grüße
    Ines

    1. Liebe Ines, die Streifen einzunähen geht meiner Ansicht nach viel schneller als das Applizieren. Das „irgendwann“ gemeinsam Kaffee trinken sollten wir bald mal konkretisieren, damit es passiert, findest Du nicht auch? lg, Gabi

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