Rosen-Kleid und Rosen-Rock

Weich fließende Blümchen

Bei jemand anderem gesehen und nachmachen müssen. Ein Sommerkleid, das jetzt auch wintertauglich wird.

Bei der Alles Näht im Juni trug Ilvy von Flake ein schwingendes Tanzkleid (hier auf Instagram zu finden) nach dem Schnitt „Zoe“ von Rosa P., aus einem Modal-Stoff mit Rosenmuster. Ich war hin- und weggerissen: Ein unheimlich schön fallender, weicher, fließender Stoff. Liebe auf den ersten Blick: Gesehen, Stoff berühren dürfen, haben wollen. (Das passiert bei mir wirklich selten, wie meine regelmäßigen Leserinnen wissen.) In Andreas Shop in Klagenfurt seien noch ein paar Meter von diesem Stoff vorrätig, hörte ich, und hatte schon den Ausflug in die zwei Autostunden entfernte Stadt fixiert. Ein kaputter Zahn kam dazwischen, Andrea hat mir den Stoff geschickt, dann lag er einige Zeit. Ende August habe ich ihn vernäht.

 

Der Schnitt ist wieder aus Näh Dir Dein Kleid, dem Kleiderbaukasten von Rosa P. Nur dass ich diesmal zur Abwechslung kein Carmen-Oberteil genäht habe, sondern ein klassisches Oberteil ohne Ärmel, und keinen weiten Rock sondern einen 6-Bahnen, damit das Kleid zum Tanzen noch schöner schwingen kann. Das Oberteil habe ich mit dem herzförmigen statt mit dem runden Ausschnitt versehen und natürlich wieder Taschenbeutel in die Seitennähte hineingebastelt.

Da das Stoffmuster in beide Richtungen verwendet werden kann, habe ich das Kleid sehr sparsam zugeschnitten. Außerdem hatte mir Andrea das ganze Reststück vom Ballen geschickt (1,80 Meter statt der bestellten 1,50 Meter! Ohne Aufpreis! Danke, Andrea!), sodass die Reste sogar noch für einen zusätzlichen A-Linien Rock (ebenfalls aus dem Buch) gereicht haben. Oder fast, denn eine Ecke fehlte. Die habe ich gestückelt, was aber beim Endprodukt gar nicht auffällt. Den Rock habe ich ebenfalls mit Taschen versehen und mit einem Bündchen aus anthrazitfarbenem Jersey. Bis auf einige wenige Fitzelchen habe ich auf diese Weise den gesamten Stoff aufgebraucht.

Ich habe zum ersten Mal Modal vernäht und mir Sorgen gemacht, wie sich meine alte Maschine damit verträgt. Zur Vorsicht habe ich einer 70er Jerseynadel verwendet und gleich den Obertransportfuß eingesetzt. Aber ohne Obertransport ging es dann doch besser. Bis auf den Ausschnitt mit Beleg habe ich alle Nähte mit der Overlock genäht, aber der Ausschnitt hat es in sich, denn der muss exakt sein. Um dem Ausschnitt Stabilität zu geben, habe ich auf den Beleg aus dem dünnen, flutschigen Modal die ebenfalls dünne, flutschige und dehnbare Vlieseline G785 gebügelt. Das war aber immer noch zuwenig, der Ausschnitt fiel nicht richtig und der Beleg schaute heraus. Ich habe geflucht, zusätzlich absteppen wollte ich nicht. Der Göttergatte meinte: „Am Besten festkleben!“ Nachdem ich ihn zuerst mit einem bösen Blick bedacht hatte („Festkleben! Geht gar nicht!“), habe ich das dann aber doch gemacht: Vliesofix drunter gebügelt. Es hält super.

Und dann wollte ich unbedingt Tanzbilder von diesem Kleid haben! Ein lauer Sommerabend, Open-Air-Salsa am Grazer Lendplatz. Der Göttergatte ist ein begnadeter Tänzer, die Tochter hat uns mit Freude fotografiert. Ihr müsst jetzt die Musik einschalten, um in die richtige Stimmung zu kommen! 😀

 

[youtube https://youtu.be/EASya9I_Cfo&w=300]

 

Leider sieht man auf den Fotos nur ansatzweise, wie toll das Kleid beim Tanzen schwingt. Aber unseren Schwung, den sieht man!

Im Endeffekt wurde das Kleid erst so spät im Sommer fertig, dass ich kaum mehr Gelegenheiten hatte, es zu tragen. Das macht aber gar nichts, denn der nächste Sommer kommt bestimmt. Und bis dahin habe ich das Kleid herbst- und winter-tauglich gemacht: Mit einer Wollstrumpfhose drunter und einem A-Linien Shirt drüber. Super-bequem passt das Kleid so ausgezeichnet zu den dunkelroten und grünen Sachen in meiner Garderobe!

Auch wenn… Ja, auch wennn ich selbst finde, dass diese Stoff-Schnitt-Kombi meiner Figur weniger schmeichelt als zum Beispiel das Oktopus-Kleid aus einem festerem Stoff und mit Carmenausschnitt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, nicht wahr?

 

Und damit verlinke ich mich heute gerne auch bei der neuen Buch-Schnittmuster-Linkparty bei Grüner Nähen.

Das ist drin

Schnitt/ Anleitung: „Näh Dir Dein Kleid“ von Rosa P. (selbst gekauft). Klassisches Oberteil ohne Ärmel, mit angesetzter Passe und 6-Bahnen-Rock.

Änderungen: Klassisches Oberteil mit dem Herzausschnitt kombiniert. Der Ausschnitt klaffte vorne und hinten etwas, also habe ich ihn innen mit ganz kleinen Handstichen ein wenig eingehalten (gezogen). Um die Ärmellöcher kleiner zu bekommen und für eine bessere Passform des Oberteils habe ich nach der Anprobe Brustabnäher gesetzt. Die Armausschnitte sind ohne Nahtzugabe zugeschnitten und mit einem schmalen Jerseystreifen eingefasst. Die Taillenpasse habe ich gleich mit dem Oberteil zusammen zugeschnitten und zusätzlich um 8 cm verlängert, um die Rockansatznaht bei mir in die Hüfte zu bekommen. Zwei Taschenbeutel in die Seitennähte eingefügt. Das Rockteil mit einem Rollsaum versehen.

Material: 1,80 Meter Modal-Jersey „Black Rose“ von Lillestoff (95 % Modalfaser, 5 % Elasthan), gekauft bei Miranda’s Welt (selbst bezahlt); bi-elastische Vlieseline G785; einen Rest dünnen Baumwolljersey als Bund für den zusätzlichen Rock.

Kosten: 30,- (Stoff inkl. Versandkosten)

Werkzeug: Nähmaschine, Overlock, Bügeleisen

Arbeitszeit: ? (nicht notiert. Ca. zwei Abende, wahrscheinlich 4-6 Stunden)

Verlinkt bei

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RUMS – Rund ums Weib am Donnerstag
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Ich näh bio
BuSch – die Buch-Schnittmuster-Linkparty
Lillestoff LiebLinks

21 Kommentare zu „Rosen-Kleid und Rosen-Rock“

  1. Pingback: Sommerröcke - made with Blümchen

  2. Ist das ein schönes Kleid geworden! Bei diesem Stoff kann ich sehr gut verstehen, dass du ihn haben MUSSTEST. Eigentlich bin ich ja gar nicht so ein großer Musterfan, aber es gibt so bestimmte Stoffe, Farben und Muster, die ziehen mich einfach immer wieder magisch an. Und schon deine Fotos zeigen, wie toll er zu kombinieren ist. Ein Sommer- und Winterkleid, wow.
    Übrigens sind die Fotos klasse, die Dynamik und Freude kommt wirklich gut rüber!
    Ich hoffe, ihr könnt den Schwung direkt mit in diese neue Woche nehmen.
    LG
    Gudrun

    P.S. Ich hoffe, dieser Kommentar kommt wieder bei dir an, die letzten beiden hatte mein Computer irgendwie „gefressen“ :-(( Nicht, dass du noch meinst, ich würde dich nicht mehr lesen… 😉

    1. Alles gut, liebe Gudrun. Wenn Du Zeit hast, kommentierst du, wenn nicht, dann nicht. Ein bisschen beunruhigt es mich aber schon, dass Dein Computer Kommentare „frisst“? Lässt sich dieser Fehler irgendwie reproduzieren?
      Wir nehmen den Schwung jedenfalls mit zum Siedlungskartons packen. Jetzt wird es schön langsam ernst mit neuer Wohnung.
      lg, Gabi

  3. Oh, prima, dass ichs erst nach der Musikverlinkung lese, die Bilder mit Musik anzusehen macht nämlich unschlagbar gute Laune! Und das mit dem Tanzstudio ist ja großartig!
    Deine Garderobe macht sich wie verrückt, das wird immer schöner und immer mehr Gabi, das über den Blog mitzuerleben macht mir richtig Freude! Es wirkt ein klein wenig, als ob Du immer freier wirst, als ob Du auf den älteren Bildern manchmal etwas peinlich berührt bist, Dich aber zusehends immer mehr und mehr traust, einfach ganz schamlos und mit Freude hübsch zu sein, ohne diese leise Verlegenheit. Wunderbar finde ich das!

    LIebe Grüße
    Maike

    1. Liebe Maike, da werd ich ja richtig verlegen bei so viel Komplimenten. Du hast schon Recht: Das Bloggen und das Ablichten in Selbst-Genähtem und das Zeigen dieser Bilder macht was mit meinem Selbstbewusstsein. Leichter und spielerischer wird das, auch wenn mir selbst die Veränderung gar nicht so bewusst war. Meine ersten Kleidungsbilder von der Cargo-Hose habe ich noch ohne Kopf veröffentlich. (Tja.) Liebste Grüße, Gabi

  4. Liebe Gabi,
    schön, Dich in Action zu sehen. Ich hab ja überhaupt kein Rhythmusgefühl und lasse mich nicht führen. Daher kann ich immer nur über andere staunen, die das toll hinbekommen.
    Das Rosenmuster steht Dir richtig gut und auch die Kombi ist klasse. Auch wenn das rote Tuch ein Hingucker und nettes Accessoires ist, hast Du es aber nicht nötig, etwas zu verstecken. Ich hoffe also, dass das nicht der Grund für das Tuch war 🙂

    Wenn einer mit so uncharmanten Ideen wie kleben um die Ecke kommt, gucke ich auch erstmal skeptisch. Aber manche Dinge muss man sich eben zweimal durch den Kopf gehen lassen. Vor allem, wenn sie nicht zum persönlichen Anspruch passen wollen.

    LG Mareike

    1. Oje, ohne Rhythmus und sich-führen-Lassen wird das mit dem Salsa-Paar-Tanzen tatsächlich schwierig. Es ließe sich bis zu einem gewissen Grad üben und trainieren, wenn frau das wollte, aber ich glaube, du übst und trainierst lieber andere Dinge. (Freihandquilten zum Beispiel.)
      Das Tuch war nicht zum Verstecken gedacht, ich hatte das alte Ding einfach wieder mal rausgeholt, finde es aber auf den Bildern gar nicht so toll, weil ich damit optisch gar keinen Taille habe. Hmpf.
      Den persönlichen Anspruch muss man (ich!) manchmal einfach ein wenig runterschrauben, das ist tatsächlich so. lg, Gabi

  5. Zauberhaft! Wirklich zauberhaft! Ich finde den anderen Ausschnitt auch besser – aber nur aus dem Grund weil ich Kleider mit Ärmel einfach „mehr angezogen“ finde als ärmellose Teile.
    Ein Blumentraum der fantastisch schwingt – mit dem Tuch. Herrlich!

    1. Dank Dir! Ich bin tatsächlich am Überlegen, ob ich nicht noch was in den Ausschnitt reinbastle. Ich bin solche Ausschnitte nicht gewöhnt, fühle mich nicht besonders wohl damit und möchte verhindern, dass es dazu führt, dass ich das Kleid nur selten trage. Dann lieber eine Ausschnittform, mit der ich mich wohler fühle. (Eine Freundin hat mir gerade noch einen Meter von dem Rosenstoff überlassen! Da geht noch was!) lg, Gabi

  6. Liebe Gabi, was für ein schöner Blogpost, da bekommt man wirklcih sofort gute Laune 🙂 Der Modal steht Dir ausgezeichnet, das Material passt voll gut zu Dir, finde ich! Danke auch für den Tip mit dem Vliesofix – da will ich sofort losrennen und einen Beleg, der mich total nervt, festkleben!! Danke Dir auch für die Verlinkung!! Liebe Grüße! Karin

    1. Ja, über die Idee mit dem Festkleben bin ich im Nachhinein betrachtet auch sehr froh. Auch wenn ich sie zuerst als völlig absurd empfunden habe. Schön, dass Du diese neue Linkparty hast! Das wird sicher eine feine Sammlung schöner Nähbücher. Ich bin ja diesmal nicht so ausführlich auf das Buch selbst eingegangen, aber ich hab immerhin den Link dorthin gepostet… lg, Gabi

  7. Also da steckt Pfeffer und Dynamik in den Bildern! Superschwung und herrlich, wenn ein Kleid noch zugleich solche Erinnerungen „mitträgt“. Auch im Winter kann da Schwung drin sein, vielleicht etwas zurückgenommener als ärmellos auf einem Platz, aber dennoch sichtbar.
    LG. Susanne

    1. Wir ziehen bald um und wohnen dann direkt neben dem Tanzstudio, wo wir vor einiger Zeit schon regelmäßig tanzen waren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das Kleid auch im Herbst/Winter öfter zum Einsatz kommen wird! 😀 lg, Gabi

    1. Ein Unterkleid drunter zu ziehen ist eine interessante Option – daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Ein Unterkleid ist etwas, das meine verstorbene Großmutter getragen hat, es hat für mich einen leicht verstaubten Beigeschmack, genauso wie separate Unterröcke, obwohl die super-praktisch sind! Ich hatte eher dieses Kleid als für drunter gesehen, vor allem auch weil es sich so herrlich schmeichelnd flauschig anfühlt. Aber drunter oder drüber: Die Möglichkeit, ein Sommerkleid auch im Winter zu kombinieren ist mir erst durch diese ganze Beschäftigung mit Garderobe etc. in den Sinn gekommen. lg, Gabi

  8. Da pfeife ich innerlich eine Melodie dazu: sehr schönes Kleid und sehr schöne Tanzbilder – da ist Dynamik drin! Und auch wintertauglich gefällt mir Dein Kleid.
    Irgendwo hatte ich neulich gelesen, dass man Belege mit Vliesifix ankleben kann, habe aber der Sache nicht so getraut. Nun werde ich es beruhigt ausprobieren.
    LG Ines

    PS: Und ich dachte, Du bist immun gegen all die Stoff- und Schnittverlockungen…(grins!)

    1. Ertappt! Anspruch und Wirklichkeit: Du hast es bemerkt, auch ich bin nicht immun. 😀 Und danke Dir herzlich, Du hast mich auf die Idee gebracht: Jetzt hab ich oben noch Musik hinzugefügt, für mehr Schwung. Yay! Jetzt fetzt’s!
      PS: Vliesofix funktioniert echt super zum Ankleben, und das geht ja auch nicht mehr auf.

    1. Hallo Maria, schön mal wieder von Dir zu lesen! Ich muss glaub ich noch einmal ein Dreh-Foto mit längerer Belichtungszeit nachreichen, bei dem man noch schöner sieht, wie das Kleid schwingt. Schade, dass der Sommer und die Salsa-Abende am Lendplatz vorbei sind. lg, Gabi

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