{Nadelbrief} Hexies und Alabama

Trotz anderweitig hohem Arbeitspensum (eigentlich schön, wenn man selbständig ist und gerade viele Kundenaufträge hat!), mache ich weiterhin mit, beim Nadelbrief-Jahr 2019 von Susanne Nahtlust. Heute mit zwei aufwändigen, handgenähten Stücken.

Woche 43: Hexies

Muster aus Hexagonen gibt es so unglaublich viele, darunter aufwändige Quilts wie hier oder hier. Und inspirieren lassen würde ich mich gerne mal von Fliesen-Mosaiken wie diesem oder diesem hier. (Oooooh, Pinterest ganz schnell wieder zumachen! Oooooh, da könnte ich mich stundenlang beim Surfen verlieren!)

Aber bevor ich ein wahnsinniges Mega-Quilt Projekt aus kleinen Stoffschnipseln angehe (das Bild stammt aus Claras Bericht zum „Festival Tradizia“ 2018 in St. Petersburg), bietet das kleine Format eines Nadelbriefchens wieder mal die ideale Spielfläche, um die Technik namens English Paper Piecing (EPP) auszuprobieren: Man heftet Stoffstücke um Papierschablonen, um bestimmte geometrische Formen zu erzielen. Dann näht man diese Stoffstückchen per Hand zusammen und entfernt anschließend die Papierschablonen wieder, zumindest wenn das fertige Werk später auch gewaschen werden soll.

Seit meinem ersten (unvollendeten) Versuch in dieser Technik (über den ich nie wirklich berichtet habe) war ich der Meinung, EPP wäre nichts für mich. Das einzige, was mir daran gefallen könnte: Dass man so ein Projekt wunderbar mitnehmen kann in den Urlaub oder auf eine sonstige längere Fahrt. (Aber auf längeren Fahrten stricke oder häkle ich häufig und gerne.)

Aus Youtube-Videos von Jackie Wills habe ich mir abgeschaut, dass man beim Heften den Faden zwischen den einzelnen Hexies nicht immer kappen muss, sondern in einer Reihe heften kann. Und dass man die Hexies zuerst in Reihen zusammennäht und anschließend die Reihen zu einer Fläche zusammenfügt. Im Unterschied zu Jackie Wills habe ich aber nicht durch die Schablonen (also durchs Papier) durch geheftet und genäht, weil ich die Schablonen ohne großen Aufwand wieder entfernen wollte.

Auf einer tollen Seite mit gratis Vorlagen für viele Schablonenformen habe ich unter anderem eine Vorlage für 3-cm-Sechsecke gefunden. Der Plotter hat für mich die Mini-Hexies ausgeschnitten. Ich habe lange herum überlegt, welches Muster ich ausprobieren sollte: Blümchen? Oder irgendwas mit Bienen, wegen der sechseckigen Wabenform?

Als ich die Sechsecke auf dem Nähtisch auflegte, um die Farbverteilung zu planen, dachte ich: „Das fühlt sich an, wie das Spielfeld für ‚Siedler‘ auflegen.“ Und da war er, der Geistesblitz für mein Nadelbriefchen!

Die „Siedler“ bauen Dörfer und Straßen und fahren mit Schiffen übers Meer.

Beim sehr beliebten Brettspiel Siedler von Catan nehmen die Spieler/innen eine Insel in Besitz, indem sie zwischen sechseckigen Grundstücken Dörfer und Straßen bauen. Von Grundstücken, die an ihre Siedlungen angrenzen, bekommen sie Rohstoffe (Korn, Holz, Eisen, Wolle und Lehm), die sie für den Bau von Straßen, Siedlungen, Städten und (in Erweiterungen des Spiels) auch für Schiffe oder Ritter brauchen.

Zum Bauen benötigen die „Siedler“ Korn, Holz und Eisen…

Vor Jahrzehnten war Siedler „Spiel des Jahres“, wir besitzen sämtliche Erweiterungen und haben es früher oft und gern gespielt. Leider trübt das Streitpotenzial zwischen dem sehr ehrgeizigen und taktisch klugen Sohn – ein schlechter Gewinner – und dem Rest der Familie in letzter Zeit unsere Freude an allen Spielen, für die es taktisches Denken braucht.

… sowie Wolle und Lehm.

Dieses Nadelbriefchen ist eines meiner aufwändigeren: rund 2 Stunden Stoffstücke um Schablonen heften, 4 Stunden zusammennähen, noch einmal 2 Stunden besticken und fertigstellen = 8 Stunden Arbeit stecken in diesem kleinen Teil. Das Meiste konnte ich am letzten Sonntag erledigen, als wir Freunde zu Besuch hatten, denen es nichts ausgemacht hat, dass ich nebem dem Plaudern gewerkelt habe.

Bei solchen kleinen Hexies ist die Technik einfach mega-aufwändig. Wenn ich mal was Größeres mache, dann höchstwahrscheinlich auch mit größeren Hexies.

Woche 44: Alabama Chanin

Die US-amerikanische Designerin Alabama Chanin ist bekannt für aufwändig handgenähte und bestickte Kleidungsstücke, vor allem mit Negativ-Applikation. Vor über drei Jahren (im Juni 2016) habe ich bei den Stoffspielereien ein Projekt begonnen: Ein zweilagiges Shirt aus zwei alten Teilen. Hier habe ich darüber berichtet.

Nadelbriefchen geschlossen

Weil dieses Shirt mir aber zu unförmig bzw. zu kurz geraten ist, habe ich es nie getragen. Es schlummerte in einer meiner Kisten, auf der steht „ungewöhnliche Materialien und Potenziale“. Darin sammle ich alles, von dem ich nicht genau weiß, ob oder wofür ich es noch einmal gebrauchen könnte, und das nicht weggeworfen werden möchte: Seidenkrawatten, Stücke von alter Spitze, Werbegeschenke-Taschen, die eine praktische Form haben, die ich mal nachnähen möchte,…

Nadelbriefchen außen

Aus dieser Kiste habe ich mein Alabama-Chanin-Probestück von vor drei Jahren gefischt und kurzerhand zum Nadelbrief verarbeitet. Das war eine meiner leichteren Übungen – die Arbeit von vor drei Jahren allerdings nicht mitgerechnet.

Nadelbriefchen innen

Viele Nadelbrief-Themen sind nicht mehr übrig bis Jahresende, aber einige (wegen Zeitmangel oder anderen Prioritäten) versäumte werde ich noch nachholen. Schaut gerne rüber zur inzwischen riesengroßen, fantastischen Sammlung bei Susanne!

Alle meine gewerkelten Nadelbriefe findet Ihr auf meiner Übersichtsseite versammelt.

Verlinkt bei

Das große nahtlust Nadelbrief-Jahr 2019
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19 Kommentare zu „{Nadelbrief} Hexies und Alabama“

    1. Jede wie sie Zeit hat! Ich wollte bei viel mehr mitmachen, aber ich bringe einfach nicht immer alles unter, was ich alles vorhabe. Leider. Der Tag müsste mehr Stunden haben. Liebe Grüße, Gabi

  1. Toll gelungen deine Nadelbriefe. Ich hatte tatsächlich auch beim ersten Blick den Gedanken an das Siedler-Spiel. So Spiele mit großem Streitpotenzial kenne ich auch, bei uns beispielsweise das auch schon alte Spiel Risiko.
    LG Elke

    1. Ah ja, Risiko haben wir früher zu Studentenzeiten auch viel gespielt, aber nie selbst besessen. Das könnten wir wieder mal spielen, das gibt sicher auch viel Gelegenheit zum Streiten. 🙂 LG, Gabi

  2. Oh.mein.Gott! Wie genial! Und so winzig! Und die Straßen und Siedlungen und Schiffe! Hach! Wenn ich nur nicht so total ungern mit der Hand nähen würde, ich müsste das direkt nachmachen. Vielleicht in größer? *grübel*
    glg
    Babsi

    PS: Jetzt komm ich hier doch wieder rein.

    1. Irgendwann hab ich auch mal ein Video auf Youtube gesehen, in dem Hexies mit einer Nähmaschine zusammengenäht wurden. Bei der Minifuzi-Größe hier bin ich dem aber nicht weiter nachgegangen. Wäre vielleicht was für Dich? Liebe Grüße, Gabi

  3. Wahu, ich würde schnell bei weniger aufwendigen Näharbeiten kapitulieren, aber dafür schnappe ich mir die Schnittsmesser. Jedenfalls ist Dein Werk bewundernswert und auch dass Du noch Zeit findest. Wobei ich Dir weiterhin gute Aufträge wünsche!
    Liebe Grüße
    Nina

  4. Hi Gabi, zwei sehr schöne Nadelbriefchen dürfen wieder auf die Ausstellung hoffen. Deine Ideen sind reichhaltig und fantastisch. Das seh ich auch an der Beschriftung deiner Kiste „ungewöhnliche Materialien und Potenziale“ – das gefällt mir, bei mir heißt die Kiste lapidar „Sonderstoffe“. Noch was, hast du schon mal probiert, die Hexies zu kleben statt zu heften? Falls ja, wie bist du zurecht gekommen? So mach ich es nämlich (ganz selten überhaupt), und hab bisher noch keine Nachteile erkannt.
    LG eSTe

    1. Liebe eSTe, von Kleben habe ich schon mal gehört, es aber noch nicht ausprobiert. Das geht mit so einem Stoffklebestift, oder? Klebst du den Stoff auf das Papier oder „nur“ die Stoffkanten auf der Rückseite aufeinander? Muss ich das nicht lange festhalten, bis der Kleber hält? Hast Du das wo beschrieben, wo ich es nachlesen kann? Wenn das schneller geht als Heften, wäre das vielleicht eine Option für doch einmal ein größeres Projekt… lg, Gabi

  5. Oh, warst Du fleißig. liebe Gabi! Die Siedler-Variante ist wirklich total schön
    (hatte ich schon mal erwähnt, dass ich äußert ungern spiele? Ich habe nur meinen Kindern zuliebe immer wieder gespielt, aber freiwillig echt nur ungern)
    Liebe Grüße
    ines

    1. Das ist ja wirklich spannend, liebe Ines, ich wusste tatsächlich nicht, dass du ungern spielst! Von Deinen unglaublich praktischen „Kartentäschle“ zum Beispiel habe ich einige genäht, die immer noch geliebt werden. Sie beinhalten unter anderem „Uno“, „Set“, „Munchkin“ und „Skip Bo“ Karten, und auf das letzte Spiel hast sogar Du uns erst gebracht, im Blogpost zu Deinen Kartentäschle. Da ist es ja gut, dass Deine Jungs schön langsam alle dem Spiele-Alter entwachsen sind, nicht wahr? lg, Gabi

  6. Mir ging’s genauso: auf den ersten Blick erkannt.
    Ist eines unserer Lieblingsspiele, neben Hotel, Carcasonne, Monopoly ( vor allem Papa ), Keltis und Samba ( Kartenspiel, ähnlich Romme oder Canasta ).
    Ich liebe auch „Spiel des Lebens“,
    das hält mein Bruder keine zweimal direkt hintereinander aus…
    Aber auf irgendwas können wir uns immer einigen. Wir wohnen seit ca. 12 Jahren nicht mehr daheim, aber besuchen unsere Eltern regelmäßig.
    Weihnachten ist auch immer Spielezeit…
    Liebe Grüße aus Bayern
    Eva

    1. Ja! Weihnachten ist auch bei uns Spiele-Zeit! Dieses Jahr werden wir (alle drei Geschwister samt Eheleuten und Kindern) wieder einige Tage alle gemeinsam im Haus meiner Eltern verbringen – dafür werden jede Menge Brettspiele eingepackt. Sehr beliebt in der großen Runde sind bei uns Dixit und Activity. lg, Gabi

  7. Liebe Gabi!
    Toll sehen sie aus deine Nadelbriefe. Ich komme leider zur Zeit überhaupt nicht dazu… auch ich möchte noch einige nachholen (aber erst nach Weihnachten, früher werde ich es nicht schaffen). auf meiner Liste sind noch einige nicht umgesetzte Ideen.
    LG Karin

    1. Liebe Karin, bei ist leider über den Sommer ein gänhendes Loch im Nadelbrief-Plan entstanden. Alle werde ich nicht nachholen können, aber für ein paar, die entweder fast fertig sind oder wo es eine sehr konkrete Ausprobier-Idee gibt, werde ich mir sicher noch Zeit nehmen. Dir frohes Werkeln! lg, Gabi

  8. Mensch, liebe Gabi, das ist wirklich toll, was du heute wieder in den „Ring“ wirfst. Ein mega Aufwand für das Hexie-Nadelbriefchen, der sich absolut gelohnt ist. Ist das fein geworden! Ein Siedler-Briefchen, nein, wie witzig! Ich habe das Spiel zwar selbst nicht so gerne gespielt, aber ich kann es gut zuordnen und finde die Idee mit den Hexies toll! Wahre Landschaften, die sich hier auftun 🙂 Und das Alabama-Chanin ist naütrlich ein Gewinn! Toll, wenn man dafür schon auf den Fundus zurückgreifen kann – das sieht nach einem exzellenten Probestückchen aus, das nun seine wahre Bestimmung gefunden hat. Da sieht man mal wieder: Bloß nix wegwerfen 🙂 LG. susanne

    1. Danke für Deine Begeisterung, liebe Susanne! Das mit dem Wegwerfen ist tatsächlich so eine Sache… Beim letzten Umzug habe ich mich endlich von Bergen von Klopapierrollen getrennt, als ich endlich eingesehen habe, dass meine Tochter sicher nicht mehr damit basteln wird. Auch einiges an Stoffen, die mir tatsächlich „keine Freude“ bereitet haben (Marie Kondo lässt grüßen…) durften in den letzten beiden Jahren gehen. Aber manches darf dann doch auch immer bleiben. Ich liebe es, auf einen Fundus zurückzugreifen, aus dem Vollen schöpfen zu können! lg, Gabi

  9. Noch bevor du es im Text erwähnt hast, musste ich durch die Form und die Farben an die Siedler von Catan denken. Meine Schwester ist bei uns in der Familie die grosse Brettspieliebhaberin, und so haben wir auch die Siedler von Catan mal gespielt.
    Das Familienspiel bei uns war allerdings Zug um Zug. Und wenig überraschend hat meine Schwester, stets bedacht zu gewinnen, durch geschickte Planung und mitleidserregendes Jammern meist gewonnen. Dafür haben meine Tante und Oma, die immer voller Mitleid für die arme Anna waren, stets grandios verloren.
    Ich selber hasse es zu verlieren (vor allem wenn es ein Spiel ist, bei dem man sehr taktisch planen muss, da bevorzuge ich ein dreistündiges Mensch ärgere dich nicht) darum. Wenn ich nicht mitspielen muss, weil ein Spieler fehlt, bevorzuge es die Bank zu halten, da verliert man nie. Gewinne ich dann doch mal, muss ich dass natürlich sehr zelebrieren, was die Stimmung bei meiner Schwester von „Spielen wir noch eine Runde“ (noch eine Runde gewinnen für mich) zu „ziemlich missmutig und angepisst“ umschwenkt.
    Das Drama gibt es also in jeder Familie.
    LG Sabine

    1. Danke, liebe Sabine, für die ausführliche Schilderung Eurer Familiendramen rund um „Siedler“! ? Mit meinen zwei jüngeren Brüdern habe ich zwar ganz früher nie „Siedler“ spielen können, das gab es noch nicht, aber Grund zum Streiten beim Spielen haben wir auch so immer genug gefunden. Mein Mann sagt jedenfalls immer: „Bin ICH froh, dass ich ein Einzelkind bin!“ Der versteht das nicht, warum Geschwister so häufig streiten müssen. Zum Glück ist das Nadelbriefchen nur Anschauungsobjekt… Liebe Grüße, Gabi

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