{Nadelbrief} Woche 8: Das tapfere Schneiderlein

Sieben auf einen Streich

Die Woche 8 des Nadelbrief-Jahres bringt eklige Fliegen für den armen Schneider.

Außer Nadelbriefchen tut sich bei mir derzeit nicht viel, könnte man meinen. Dabei habe ich im Hintergrund eifrig an einem Faschingskostüm für die Tochter gewerkelt, stricke Socken am laufenden Band und nähe Kleidung für mich und ihn. Im März gibt’s dann (vielleicht) auch mal wieder andere kreative Ergüsse von mir zu sehen, aber zuvor wieder ein Nadelbriefchen.

Weil’s so schön ist.

Oder dieses Mal weniger schön als vielmehr eklig.

In Kommentaren zu den anderen Nadelbriefchen haben Leserinnen immer wieder gefragt: „Wer braucht denn so viele Nadelbriefchen?“ So wirklich brauchen tu ich sie nicht, aber zum wöchentlichen Ausprobieren und Testen verschiedener Techniken und Ideen sind sie wunderbar geeignet. Meine wöchentliche kreative Fingerübung, sozusagen.

Und ein bisschen reizt mich auch die Idee von Susanne nahtlust, vielleicht eine kleine Ausstellung mit all den Nadelbriefchen zu gestalten. Wobei ich gar nicht weiß, ob es jemals eine Ausstellung geben wird, und das auch gar nicht so wichtig ist für mein wöchentliches Tun. Aber doch ein Anreiz, wirklich Woche für Woche ein bisschen kreativ zu sein. Und Schritt für Schritt die Grundlage für ein „Gesamtwerk“ zu legen.

Jedenfalls, wo war ich? Ach ja, in der Woche 8, beim Thema „Das tapfere Schneiderlein“. Der kleine Schneider und Aufschneider aus dem Märchen ist mir wenig sympathisch. Zu Beginn des Märchens (ich habe zum ersten Mal nachgelesen) kauft er bei einer Bäuerin, die auf der Straße ihre Ware anpreist, ein kleines Glas Mus. Also: Offensichtlich sehr wenig Mus. Das heißt, er ist ein armer Schneider, der durchs Aufschneiden groß herauskommt.

Die Geschichte sagt nicht, welche Art Mus die Bäuerin verkauft (Apfelmus? Zwetschkenmus?), aber in meiner Erinnerung war es immer Pflaumenmus, das er sich aufs Brot schmiert, und Pflaumenmus wollte ich nachbilden. Mit den sieben Fliegen drauf. Und einem Knopf aus dem Fundus, der fliegenäugig schimmert.

Auf einem Rest Jersey habe ich mit der Zwillingsnadel ein paar Biesen genäht (wie hier vor einem Jahr bei den Stoffspielereien ausprobiert), die das Mus am Brot andeuten sollen. Mus kann man ja nie ganz glatt aufs Brot streichen. Hier naschen die Fliegen gerade noch ausgiebig, kurz bevor sie die Fliegenklatsche des Todes niederstreckt.

Die „Zutaten“ für die Fliegen waren schwarzer Filz, ein Stück weißes Plastik-Gewebe und kleine Perlchen (Rocailles), die genau richtig irisierend schimmern. Genialer Zufall, dass ich genau solche zu Hause hatte! Zu den Perlen-Augen hat mich Pinterest inspiriert, die Fliegen habe ich selbst entworfen.

Die Körper mit einer Nagelschere ausgeschnitten, mit einer Pinzette in Textilkleber getaucht und auf dem Jersey platziert. Vom schillernden weißen Plastikgewebe habe ich ein Stück mit farblosem Nagellack fixiert, weil es ansonsten unheimlich fransen würde, und daraus die Fliegen-Flügel ausgeschnitten. Zwei Perlchen als Augen und die Fliegenbeine mit ein paar schwarzen Stichen angedeutet.

Den Innenstoff habe ich mal bei einem Stoff-Flohmarkt von Judith September’s Quiltdelight erworben: Mit seinem Maßband-Druck war der Stoff ein Fixstarter für dieses Projekt. Dazu zwei Lagen Filz für die Nadeln, und fertig.

Ich freu mich diebisch über meinen neuesten Streich! Und stichele noch einfrig am nächsten Thema „Ton in Ton“.

Habt eine feine Woche und geht unbedingt auch schmökern in der Sammlung der wunderbaren Nadelbriefchen bei Susanne!

Verlinkt bei

Das große nahtlust Nadelbrief-Jahr 2019
Creadienstag

 

34 Kommentare zu „{Nadelbrief} Woche 8: Das tapfere Schneiderlein“

  1. Liebe Gabi,

    die Flügel sind Dir außergewöhnlich gut gelungen. Ich hab mich sofort gefragt, wie Du das wohl hinbekommen hast. Der Nadelbrief ist so realistisch, dass man am liebsten mit der Klatsche draufhauen möchte.

    LG Mareike

  2. Liebe Gabi,
    das sind ja tolle Fliegen geworden. Das war bestimmt eine Geduldsarbeit. Auch super die Idee mit der Zwillingsnadel und der Innenstoff passt ja ganz wunderbar.
    Liebe Grüße
    Monika

  3. Liebe Gabi,
    deine Fliegen sind der Hammer!!! Ich mag die Viecher ja so überhaupt garnicht – aber auf deinem Nadelbrief – absolut gelungen! Was für eine wahnsinnig tolle Idee! Und dann das Pflaumenmus mit Biese! Wow!
    Und das kontrastive Innenleben dazu, auch so passend. Dein Nadelbrief ist der Knaller!
    GLG nach Graz
    CHristiane

  4. ich habe jetzt extra noch einmal im Detail gelesen, wie du die Fliegen gemacht hast – unglaublich, wie gut und „lebensecht“ sie geworden sind. Die „Musbiesen“ finde ich ebenso genial. Du läufst bei den Nadelbriefen zu großer Form auf!
    LG
    Siebensachen

    1. Liebe Sylvia, ich habe ein sehr gutes Vorstellungsvermögen und mich ekelt allein schon der Gedanke, dass diese Fliegen beginnen könnten, sich zu bewegen. Brrr. ABer ich freu mich, dass es Dir gefällt! lg, Gabi

  5. Kein bisschen eklig sind die! Hahaha, wie großartig – auch und gerade mit den Biesen, was für ein schönes Detail! Überhaupt – das ganze Briefchen gefällt mir ganz besonders gut.

    Fliegenverliebte Grüße
    Maike

  6. Die Fliegen sind super gelungen, ich habe gerade diebischen Spaß daran mir zu überlegen, was sich andere jede Woche einfallen lassen. Lustig, bei dir hätte ich auf gestickte Fliegen gewettet und nix da … genial finde ich das mit dem Nagellack und die Perlen sind toll. Ich sehe schon ich sammle zu wenig Zeugs, mir geht da immer das Material ab, wenn ich eine Idee habe, aber das geht irgendwie gegen meinen Ordnungssinn. Auch mag ich ganz besonders dein gebiestes (heißt sicher anders) Pflaumenmus … hier in Schwaben Zwetschgenmus (ach ich liebe Zwetschgen und habe sofort wenn ich es lese den Geschmack und Geruch im Mund und in der Nase). Auch das Innenleben ist einfach perfekt. Kreative Übung 1++, setzen und weitermachen … Liebe Grüße Ingrid

    1. Liebe Ingrid, du liegst da ganz richtig: An gestickte Fliegen hatte ich zunächst gedacht, aber dann als viel zu aufwändig befunden. Das Schöne/ Spannende/ Herausfordernde an den Nadelbriefchen ist für mich auch, dass ich relativ schnell mich für eine Vorgehensweise entscheiden muss, und das Projekt auch zügig abgewickelt werden muss – sonst schaffe ich den wöchentlichen Rhythmus nicht. Abarbeiten, raus damit und weiter mit dem nächsten Projekt. Dabei lerne ich den Perfektionismus zu zügeln und das Briefchen auch relativ schnell „loszulassen“. Eben auch wenn es noch nicht „perfekt“ ist. Eine gute Übung für mein Leben… Ich liebe nämlich auch Pflaumenmus und habe zu Neujahr extra welches aus München mitgebracht. Könnte natürlich auch Apfelmus gewesen sein, beim Schneiderlein, aber ich glaub es war Zwetschkenmus. (Auch hier bei uns sagt man eher Zwetschke als Pflaume.) lg, Gabi

  7. Großartig! Die Fliegen sind der Hammer, Gabi, und dir extrem gut gelungen. Richtig gruselig! 🙂 Der Innenstoff ist auch eine Wucht und passt wie Faust aufs Auge oder Klatsche auf Fliege 🙂 Genial! Ich brauche auch nicht wirklich all die Nadelbriefe, aber wer will schon immer von Brauchen reden? Beim dritten Paar Schuhe würde die Argumentation hier auch kippen, und die sind teurer 😉 Ja, wegen der Ausstellung habe ich tatsächlich ein paar Ideen und schreibe dazu demnächst noch was. Ein guter Motivator, also bitte dranbleiben! Danke fürs Verlinken und Machen und Tun! Herrlich! LG. Susanne

    1. Danke, vielen Dank liebe Susanne! Ich rede ganz und gar nicht von „brauchen“, wenn es um die Nadelbriefe geht. Ich trainiere hier meinen Kreativmuskel. Und nachdem ich nur sehr selten Schuhe kaufe und auch nur sehr wenig Geld beim Friseur lasse, darf bei mir ruhig etwas mehr auch monetär in die Kreativität fließen! 😉 Eine mögliche Ausstellung ist für mich tatsächlich ein Motivator – bin gespannt, was Dir dazu einfällt! lg, Gabi

    1. Wie meinst du: Das würdest Du nehmen? Also ich sammle mal für eine vielleicht stattfindende Ausstellung. Und dann… schaun ma mal. Sehen wir uns morgen beim virtuellen Nähkränzchen? lg, Gabi

  8. Liebe Gabi, die Fliegen sind herrlich!!! Natürlich mag ich sie auch nicht auf meinem Essen, aber auf dem Schneiderlein-Nadelbuch passen sie wunderbar! Und ich stimme Dir zu, oft geht es ja wirklich ums MACHEN, nicht ums haben wollen oder brauchen… Und wenn die Nadelbüchlein so ein kleiner kreativer Happen für zwischendurch sind, why not?
    Ich bin auf dein Büchlein im Farbverlauf gespannt, liebste Grüße an Dich von Katrin

    1. Genau, wieso nicht? Praktische Sachen werkele ich eh genug, darunter auch jede Menge Stopfen und Flicken. Dazu brennt mir schon lange ein Beitrag unter den Nägeln, über das mehr so alltägliche Tun. Das derzeit aber eher liegen bleibt, weil Nadelbriefchen Ausdenken viel mehr Spaß macht! 😉 lg, Gabi

        1. Nein, kannte ich noch nicht, aber danke! Muss mal schauen, es gab da einen anderen Nachhaltigkeitsblog, bei dem ich früher auch regelmäßig verlinkt habe, aber jetzt schon länger nicht mehr. lg, Gabi

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