Aus Pulli mach Jacke {Tutorial}

Wie uninteressante Kleidungsstücke (wieder) zu Lieblingsstücken werden

Beim Durchsehen meines Kleiderschrankes habe ich mehrere Pullover aussortiert, die ich selten getragen habe, obwohl sie eigentlich alle (meine) Kriterien für Lieblingsstücke erfüllen: Sie sind flauschig, haben einen bequemen Schnitt und sind überdies in fröhlichen Farben (Grün, Gelb, Petrol), die mir sogar stehen. Diese Pullis haben aber einen gemeinsamen „Fehler“: Sie sind keine Jacken.

Bei der Beschäftigung damit, was ich eigentlich alles an Kleidung besitze (mehr dazu bald, im Teil 3 der Serie Garderoben-Remake), habe ich unter anderem festgestellt, dass ich Pullis generell nicht besonders mag. Ich habe zwar keine wahnsinns-aufwändige Frisur, die ich mir durchs Drüberziehen eines Pullis zerstören würde, aber ich mag einfach die Bewegung des An- und Ausziehens über den Kopf nicht, und auch nicht die Unflexibilität eines Pullis: Damit ist mir schnell zu heiß (mit) oder zu kalt (ohne), und dazwischen gibt’s keine Abstufungen. Ich mag hingegen Jacken mit oder ohne Kapuze sehr gern, weil ich sie auch offen tragen kann oder sie auch einfach mal nur über die Schultern und den Rücken hängen, um das Kreuz zu wärmen.

Collage_Strickjacke_vorher-nachher

Was braucht also so ein ungeliebter Pulli, um wieder ein Lieblingsstück zu werden? Richtig: Eine zweites Leben als Jacke. Das Tolle dabei ist, dass man für diese Umwandlung nur wenig Material braucht und auch viel weniger Zeit, als wenn man ein Kleidungsstück komplett neu nähen würde. Weil ja das ganze Schnittmuster Kleben bzw. Abpausen und Stoff Zuschneiden, sowie ein Großteil des Nähens wegfällt. Und auch ein guter Teil der Recherchearbeit und des Ausprobierens: Ich weiß ja schon, dass mir diese Schnitte gefallen und gut passen.

Was man allerdings schon braucht, ist Mut. Es war nämlich eine riesengroße Überwindung für mich, ein noch völlig heiles, brauchbares Kleidungsstück einfach so zu zerschneiden. Wahrscheinlich alles eine Sache der Gewöhnung.

Erbsengrüner Strickpulli bekommt Knöpfe

Strick zu zerschneiden wäre mir nie im Leben eingefallen, wenn mich nicht wieder einmal mehrere Bloggerinnen inspiriert hätten: Fia/ Stichfest schrieb übers Stricken mit Steek: In Norwegen strickt man komplizierte mehrfarbige Muster meist in Runden und schneidet das Strickstück zum Schluss am „Steek“ genannten Streifen auseinander, damit es zu einem Rechteck wird. Ines Nähzimmerplaudereien hat letztens mit Strickstoff genäht und Knopflöcher ordentlich versäubert, was sie wiederum von Machwerk übernommen hat. (Letzterer Artikel bereits erschienen im Jahr 2008. Cool, oder? Dass so „alte“ Anleitungen immer noch total nützlich sind!? Da zeigt sich doch mal wieder, wie sehr sich das Bloggen lohnt.)

Das Material: 1 alter aber völlig intakter Pullover von der Caritas (40% Baumwolle, 30% Polyamid, 15% Viskose, 5% Angora – flauschig!); ein Streifen dünnes Bügelvlies (aus dem Vorrat); sieben kleine Knöpfe, Durchmesser ca. 1 cm (ca. 2,10 €) ; 1 Nähgarn in einer Farbe passend zum Pulli (ca. 3,- Euro) = neue Kosten von 5,10 €

Arbeitszeit: ca. 1,5 Stunden

(Klick auf ein Foto öffnet die Galerie und vergrößert das Bild.)

Ich wollte schon ganz lang eine erbsgrüne Jacke, und jetzt passt sie auch noch farblich so herrlich zum Blusenshirt. Tadah! Ein Teil fertig!

Petrolfarbener Sweatpulli bekommt Reißverschluss

Das andere gute Stück war ein innen angerauhter und dadurch unheimlich flauschiger Kapuzenpullover aus Sweatstoff. Sportlich, aber im Winter fast zu warm für drinnen. Da der Pulli mit einer Känguruhtasche ausgestattet war, wollte ich hier nicht mit Knöpfen arbeiten.

Ich bin mitsamt dem Pulli in ein Spezialgeschäft für Kurzwaren hier in Graz gegangen (zum Hirt) und habe mir einen teilbaren Zipp in einer passenden Farbe und genau der Länge, die ich gebraucht habe, anfertigen lassen. (Fragt doch mal nach, wenn Ihr ein Nähgeschäft in der Nähe habt! Ich habe auch nur zufällig erfahren, dass es die Möglichkeit von Spezialanfertigungen gibt.)

(Klick auf ein Foto öffnet die Galerie und vergrößert das Bild.)

Kosten: Ein Custom-Reissverschluss, ca. 5,- Euro. 1 Streifen dünner Sweat-Stoff ca. 3,- Euro = 8 Euro; Arbeitszeit ca. 2 Stunden.

Das ganze „Refashion“-Projekt ist quasi meiner eigenen Feder entsprungen.
Man nehme dies, man nehme das, kombiniere ein bisschen mit neuen Zutaten und: Voilà! Ein neues Lieblings-Kleidungsstück entsteht.

Meine neue Garderobe nimmt Gestalt an. Gefällt mir!

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35 Kommentare zu „Aus Pulli mach Jacke {Tutorial}“

  1. Pingback: grasgrüner Lodenmantel | made with Blümchen

  2. Beide Sachen sind sehr schön geworden, obwohl ich als alte Pullover-Liebhaberin das Problem zumindest bei dem grünen Pullover nicht so recht nachvollziehen kann 🙂
    Bei mir verstauben eher die Blusen ungenutzt im Schrank…

    1. Siehst Du, so hat jede ihre Vorlieben und Abneigungen. Ich freue mich sehr, jetzt nur mehr Jacken zu besitzen und gar keinen Schrankleichen-Pullover mehr! lg, Gabi

  3. Ein extra gefertigter Reißverschluss hat dich nur 5€ gekostet? Ich bin begeistert! In meinem Nähgeschäft kostet einer „von der Stange“ schon über 6€ und den gibt’s nur in Einheitsfarben und -größen!
    Aber zu den Jacken.
    Ich mag deine Ideen! Besonders deine Upcycling-Ideen. Du hast mal wieder zwei wunderschöne neue Sachen gezaubert. Mit wenig Aufwand viel her gemacht. (Ok, da kannst du dir dann auch die Zeit für dein Lochshirt Projekt nehmen! :-))
    Das Grün der Strickjacke steht dir ausgesprochen gut (aber das weiß du ja) und zu dem Shirt passt es wie die Faust aufs Auge!
    SEHR SCHÖN!
    Liebe Grüße
    Charlie

    1. Ja, ich war auch ganz überrascht, wie günstig die Spezialanfertigung war. Ich musste zwar ca. eine Woche warten, weil sie den Reißverschluss bei einer anderen Firma bestellt haben (ich müsste nochmal nachfragen, welche Firma diese Reißverschlüsse fertigt), aber das Warten hat sich absolut gelohnt. Und ich hätte auch etwas mehr bezahlt. Jetzt hast Du echt alle älteren Posts nachgelesen! Dank Dir, das macht mir große Freude. lg, Gabi

  4. Hallo Gabi!

    Zwei ganz tolle Projekte, die dir wirklich gelungen sind. Am Endergebnis sieht man ja fast nicht, dass du nachgeholfen hast.

    Pullover mag ich eigentlich schon gerne, vor allem weitere Zottelpullis. Die mag ich hingegen als Jacke überhaupt nicht. Jeder hat da seine Eigenheiten.

    Danke für die Inspiration, vielleicht gehe ich auch mal wieder das eine oder andere Teil vom Flickwäschestapel an.

    Liebe Grüße, Daniela

  5. Liebe Gabi, du hast ja echt wahnsinnig tolle Upcycling-Ideen! Toll! da kann man sich echt was abgucken! Ich bin da leider nicht so kreativ und behalt zwar manch Klamotte in der Hoffnung, ich würds dann doch Mal passend schneidern, aber bislang..
    Ich liebe Cardigans und hab so manch Strickpulli, die zwar hübsch sind, aber ich trag sie dann doch nicht so gern. Deine Idee ist einfach genial und ich werd Mal schauen, ob ich sie nicht bei dem einen oder anderen Pulli umsetzen kann! DANKE!

    Ganz lieben Gruß!
    Susanna

    1. Hallo Susanna, Dein Lob und Deine Begeisterung freuen mich unheimlich! Wie schön, das wäre sehr genial, wenn Du Dir in Nullkommanix ein paar neue alte und zudem äußerst günstige Lieblingsstücke zaubern würdest. Ich bin schon gespannt auf Deine Pulli-Jacken! lg, Gabi

  6. Suuuuuuper Idee! Das mach ich demnächst mal mit einem eigentlich zu kurzen Pulli – als Jäckchen übers Kleid könnte das Teil ein neues Leben gewinnen?!

    1. Genau! Bei deiner Kunstfertigkeit könntest du ihm vielleicht sogar noch unten ein farblich passendes, längeres Bündchen anstricken? (Jetzt mal so ins Blaue getippt, ohne den Pulli zu kennen?)

  7. Zwei supergelungene Remakes, klasse!
    Auch bei uns sind Jacken viel beliebter als Pullis (auch bei meinen Kindern). Kann also gut sein, dass hier nachgeahmt wird, was du perfekt bebildert vorgemacht hast – vielleicht mit Knöppen aus Fahrradschlauchresten …
    😉
    Ganz liebe Grüße
    Christiane

    1. Klasse, wenn Dir die Idee so gut gefällt, dass Du sie nachmachen möchtest! Und Knöpfe aus Fahrradschlauchreste: Unbedingt! Als Dein Markenzeichen, quasi. Vielleicht kannst du aber auch schmale Fahrradschlauch-Streifen wie Paspelband dekorativ einsetzen? 😉 Liebe Grüße, Gabi

  8. Voll super genial… ich würde es nachmachen, wenn ich Pullis hätte… habe aber keine aus den Gründen die du beschrieben hast… und grün steht dir echt gut…. fällt mir immer öfter auf.
    GLG Birgit

    1. Echt? Magst auch keine Pullover? Spannend. (Auf die Idee wäre ich ja nie gekommen, wenn ich nicht angefangen hätte, den Kasten durchzugehen.) Und danke fürs Kompliment, liebe Birgit!

  9. Liebe Gabi! Die Jacken sind wirklich toll geworden! Mir geht es wie dur, ich mache aus Pullovern auch gerne Westen, weil ich sie dann lieber trage!
    Toller Beitrag und super anschaulich erklärt!! Motiviert zum nachmachen!!
    Alles Liebe, Andrea

    1. Danke, liebe Andrea! Es würde mich echt freuen, wenn ein paar Leute motiviert werden und ebenfalls „neue“ alte Schätze in ihrem Kasten entdecken! lg, Gabi

  10. Die Jacken sind ja spitze geworden! Ich hab es mir schon öfter vorgestellt, aber dann doch nie getraut und lieber verschenkt, aber gerade mit der Option sie dann ein bisschen größer zu „schummeln“ – die Idee! Danke.
    Inzwischen ziehe ich wieder ganz gern Pullovers an, da muss ich weniger überlegen, was ich drunterziehe, wie bei der Jacke 😉 Anderseits sind Jacken Ganz-Jahres-Kleidungsstücke und das macht sie unschlagbar. Auch, dass sie über jedes Kleid ect. passen. Mh, vll stöbere ich jetzt nochmal anders in den Kleiderschränken meiner weiblichen Vorfahrer (Mutter&Großmutter^^).
    Danke für die tolle Bebilderung der einzelnen Schritte, irgendwann setzte ich das auch in die Tat um.

    Liebe Grüße aus dem Schwarzwald,
    Maria

    1. Schön, liebe Maria. Ich freu mich riesig, wenn mein Projekt zum Nachdenken anregt! Bin gespannt, welche Schätze Du aus ihrem Dornröschen-Schlaf in den Kleiderschränken erwecken wirst? Liebe Grüße, Gabi

    1. Dank Dir fürs Feedback, liebe Claudia! Ist echt beeindruckend, oder? Mir kommt gerade der Gedanke, ob ich nicht prinzipiell vordere Teilungsnähte (wie bei Blusen und Jacken) lieber mag als keine Teilungsnähte (wie in T-Shirts und Pullovern)… Muss ich mal genauer betrachten. Liebe Grüße, Gabi

  11. Liebe Gabi,
    genial! Die grüne Jacke gefällt mir. Und mit der Bluse – alles richtig. Ich habe mich bisher noch nie an Umänderungen gemacht. Mich packt eher der Frust, wenn was nicht mehr passt oder ich es kaum anziehe. Dann fliegt es (oft leider erst nach Jahren) frustriert raus.
    Da ich vorhabe, meinen Kleiderschrank in den nächsten Wochen auszusortieren, bin ich gespannt, ob die Gabi auf meiner Schulter dann sagt: „Das kannst Du ändern“ oder „Mach was anderes draus“.
    Liebe Grüße
    Ines

    1. Wahnsinn, Ines, das ist wirklich ein riesengroßes Kompliment, wenn ich Dir beim Aussortieren quasi über die Schulter schauen darf! 😉 Ich habe auch noch nie etwas so grundlegend umgeändert. Kleinere Reparaturen, vor allem jahrelanges Flicken der Knie bei Jeans – ja, schon. Aber durch die ganzen Upcycling- und Refashion-Initiativen in den letzten Jahren, und auch durch mamimade’s This is not ok! und Maria widerstandistzweckmäßig sowieso, habe ich angefangen, mich ein bisschen von meiner eigenen Wegwerfmentalität bei Kleidung zu verabschieden. Fertige und eigentlich noch gute Kleidungsstücke als Rohstoff für etwas Neues zu betrachten fällt mir immer noch schwer, reinzuschneiden kostet wirklich Überwindung. Aber im Endeffekt habe ich da wertvolle Rohstoffe, die wirklich zu schade zum Wegwerfen wären. Ganz abgesehen davon, dass ich dann ja immer noch Energie investieren müsste, etwas Passendes und Gefallendes zu finden, nicht wahr? Ich bin ja schon gespannt, ob und wie Dich Deine Kreativität beim Kleiderschrank entrümpeln inspiriert! Du berichtest eh, gell? Liebe Grüße, Gabi

  12. Hallo Gabi,
    Ich bin vor ein paar Tagen durch Zufall auf deine Seite gestoßen, habe schon rumgestöbert und bin begeistert. Der heutige Beitrag ist aber echt der Knaller: Klasse! Ich finde es auch klasse, wie ausführlich und fundiert deine Beiträge sind. Großes Lob!
    LG Ramona

    1. Vielen herzlichen Dank für Dein tolles Lob und Anerkennung, Ramona! Es freut mich sehr, dass Dir meine Homepage und Stil gefallen. Das bestärkt mich, so weiterzumachen. Herzliche Grüße, Gabi

  13. Hallo Gabi!

    Großartige Ideen! Eine grandiose Verbesserung beider Teile. Überhaupt der Sweater ist genial geworden. Eine sehr perfekte Lösung finde ich!

    Ich finde es gerade schade, dass ich Dich eigentlich nicht zu fix it einladen kann, weil kaputt waren die Teile ja nicht. Aber zu EiNaB würde der Beitrag schon sehr gut passen, falls Du noch eine Verlinkung machen magst.

    Über diese Lösungen muss ich noch nachdenken, denn ich mag Pullis auch nicht so gerne. Vielleicht kann man das Teil dann dadurch sogar ein bisschen größer schummeln 😉

    lg
    Maria

    1. Dank Dir, liebe Maria, für Deine Begeisterung! Ja, ich wollte sowieso noch zu EiNaB verlinken, und auch auf Facebook, aber in aller Ruhe ein bisschen später. (RUMS geht nur bis Mitternacht und ich war schon spät dran. Und musste eigentlich noch die Kinder ins Bett bringen…) Wenn Du die Blende noch ein bisschen breiter machst, kannst Du das Teil sicher auch ein bisschen größer „schummeln“. Oder seitlich Streifen einfügen, das geht sicher auch. Liebe Grüße, Gabi

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